niemand singt: aber wer lauscht ihm denn,
der sturmzüngig, ein leuchtend moos
sein gesicht, droht, und zeichnet
mit seiner hand aus tang die gewaltigen
und befällt sie mit fäulnis, ersäuft
ihren schinderruhm im vergessen? drohend,
mit fisches stimme, ruft er die wahrheit,
der alles weiß, niemand. er lacht, algen-
haar, muschelmund lacht im schlick
und lobt das licht und den donner. tod
fürchtet er nicht, wer fragt nach ihm, wer
nach den mördern, richtet, trauert,
wer klagt über vieles blut und bezeugt
unrecht viel? niemand. niemand singt,
eingenäht in einen sack aus hanf,
niemand sonst, niemand singt aus der flut.
Hans Magnus Enzensberger: Niemand singt