Dr. Paul Kaiser hielt diese Rede zur Eröffnung der Ausstellung "Die Engel bedenken sich" im Forum Schlosskirche in Wittenberg.
Dr. Paul Kaiser hielt diese Rede zur Eröffnung der Ausstellung "Die Engel bedenken sich" im Forum Schlosskirche in Wittenberg.

Die Vernissage zur Ausstellung fand in der Aula des Predigerseminars statt.

Mein Dankeschön

 

Werke der Bildendenden Kunst sind architekturbezogen. Wie wir treffen sie mit ihrer Geburt auf eine bereits geformte, auf die gestaltete Welt, suchen sie ihren Ort.

Aber nicht der ihr scheinbar verwandten Malerei ist die Skulptur, die plastische Arbeit nahe. Die Musik erschafft Räume durch Klänge; Skulpturen, sofern sie gelingen, formen durch Stille den Raum.

Und so bedanke ich mich bei meinen Gastgebern ganz herzlich dafür, hier, in ihren Räumen, die Akustik der Stille erproben zu dürfen. Ganz besonders danke ich Herrn Dr. Meinhardt für die Bereitschaft, sich von meiner Kunst bezaubern zu lassen und andere für das bald entstehende gemeinsame Vorhaben zu begeistern. In seinem Departement, der Reformationsgeschichtlichen Forschungsbibliothek, finden Sie den Großteil der Skulpturen.

Die minimalistische moderne Architektur eines zugleich historisch proportionierten Gebäudes, die verwendeten Materialien, die Farben – mit ihnen immer wieder das Licht – haben mir die kammermusikalische Qualität meiner Arbeiten bewusster gemacht. Und, nebenbei, für die Kammermusik sind ja nicht allein Streichquartette qualifiziert – herzlichen Dank, lieber Uwe Kropinski, an dieser Stelle für dein Kommen.

Sie werden es kaum glauben, ich bin Paul Kaiser vor diesem Abend nur einmal begegnet. Er spricht von Empathie, wenn er von meinen Arbeiten spricht, und ich möchte dieses Kompliment gern erwidern. Lieber Paul Kaiser, ich danke Ihnen für Ihre Worte.

Sie sprechen von der intensiven Auseinandersetzung mit dem recht kleinen Stein, spüren Momente des Kommunikativen auf. Ja, Sie beschreiben Werke der Kammermusik. Diese Arbeiten sind verwoben mit denen anderer, ich denke, mit Arbeiten aus allen Epochen, aus allen Regionen der Welt, und ja, es sind Arbeiten Wahlverwandter. Meine Kunst, so hoffe ich, gibt ihnen Gegenwart, eine Anwesenheit, befreit sie aus einer musealen Situation oder einem Vergessen. Denn auch das ist in diesen Räumen möglich. An diesem geschützten, dem geistigen Austausch gewidmeten Ort (immerhin ist es ja eine Festung!), vermag auch die Kunst lebendig zu sein. Meine Kunst, sie lebt ja mit Menschen, sie möchte es gern.

Sie vermag das alles aber nur dann, wenn sie selbst, aus sich heraus, Ausdruck zu werden vermag. Wenn sie für diesen Ausdruck die immer auch eigenen Formen erfindet. Nur dann kann das Werk gelingen – so klein es auch sei.

Ein bekannter und von mir geschätzter Kunst- und Kulturwissenschaftler riet mir vor wenigen Wochen dazu, doch auch größere Werke in den Blick zu nehmen – in den Blick des Marktes, der ein Weltmarkt ist, er verlange danach.

Aber wissen Sie, lieber Herr Dr. Kaiser, ich arbeite nun schon seit mehr als einem Jahr an einem Stein für Leonard Cohen. Dieser ursprünglich doch recht große Stein nähert sich allmählich der Größe eines Kolibris an, im Englischen Hummingbird genannt. Diese Skulptur wird einem seiner letzten Verse gewidmet sein: Listen to the Hummingbird, don’t listen to me.

Ganz in diesem Sinne übergebe ich meine Kolibris nun den Gästen, die urteilen und, wie ich hoffe, sich an ihnen erfreuen mögen, einen Gefährten, eine Gefährtin begrüßen oder auch finden können. Ich danke Ihnen, ich danke Euch allen ganz herzlich für das Kommen aus nah und fern. Und ich bin sicher, dass Ihr die Flügel noch hört…

 

Ein letzter Dank gilt den Leihgebern manch einer kleinen Arbeit für Ihre Bereitschaft, diese recht unkompliziert zur Verfügung zu stellen. Und ich danke meinem Partner für seine Unterstützung, seine Geduld. Vielen Dank lieber Martin.