Testament eines Frühlings an den Frühling gerichtet
Heidrun Feistner
Bürgerpark
Schatten, blasser noch als das Licht, das Kronen durchwandert, die unbewohnt sind und den Toten gehören, rührende Höflichkeiten von Baum zu Baum.
In ihren Konventionen beharren sie auf dem Grün. Die Hälfte der Stühle an Ketten, aber die vagen Räume verschließen sich schon.
An die uhralte Unruh erinnert, die den Hiatus der Zeit übergeht, sehe ich meinen Herzschlag gelegt an die Biegung des Weins. Schöner Körper am Gaumen, wächst mir das flüchtige Gras.
Unweit ein alter Mann. Seine Traurigkeit gleicht dem sich früher lösenden Schatten, meine der Sonne, welche noch sinkt.
Im Zwiespalt des Raumes, den wir behaupten, verginge der Tag.
Am Sonntag hinaus
Wieder im Park, der sich füllt. An diesem ersten Sonntag im Frühling bewegen sich Gruppen mit der gebotenen Vorsicht der Sprache aneinander vorbei, ihre Geschwindigkeiten nähern sich sonderbar an, auch die der Einsamen, die Gemeinsamkeit suchen, Kinder stürzen noch aus dem Text, aus Büschen oder auch Bäumen, Variable der Zeit.
Prosa, die in der neuen Sonne sich formt, Entgegnungen findet, vergißt.
Das Gehen schreibt sich ihr ein - in die Erinnerung, gehen zu wollen, gegangen zu sein.
Ich war es schnell müde geworden, geschrieben zu werden, blieb stehen. Inmitten der Teller, Gläser. Fragen der Bälle, kleiner und größerer Vögel, diese fliegen mir zu.
Hälften der Worte, begegnen wir ihnen, retten wir Käfer vor dem Ertrinken, andere vor ihrem Zorn.
Wort, vor Sprache gestellt. Sie ginge hindurch als denke sie an ein spätes Gedicht.
2011/12 (Auszug)